Ästhetischer Schmerz

Abstract

In dem Kapitel über Musik des erstens Bandes von Die Welt als Wille und Vorstellung, behauptet Schopenhauer daß die Musik eine Wirkung ausübt die “…sehr viel mächtiger und eindringlicher [ist], als die der anderen Künste”, und zwar daß diese Wirkung, im Vergleich mit der der anderen Künste, “…im Ganzen gleichartig, nur stärker, schneller, nothwendiger, unfehlbarer” sei. Bekanntlich gilt aber als Voraussetzung für die ästhetische Erfahrung die Beruhigung des Willens. Es entsteht also die Frage: wie könnte die Musik eine mächtige, eindringliche und starke Wirkung auf den Zuhörer ausüben, ohne daß der Wille damit erregt wird, was notwendigerweise dazu führen müsste, daß der ästhetische Genuss völlig verschwindet. Ich werde, auf der Basis einer Betrachtung des Kapitels “Über die Sinnen”, vom zweiten Band von Die Welt als Wille und Vorstellung, diese Frage zu beantworten versuchen. Dieser Versuch soll dann als Grundlage für eine Auseinandersetzung mit dem Thema der Dissonanz in Schopenhauers musikalischen Ästhetik dienen, gleichwie für eine reflexion über die Rolle die die Dissonanz im Erfassen der Melodie (als ästetische Form betrachtet) spielt.