Deutschland, vor 100 Jahren: Geburt und Tod des lyrischen Ich
DOI:
https://doi.org/10.5902/1679849X73942Schlagworte:
Deutschland, Lyrisches IchAbstract
Die Interpretation von lyrischen Texten gehorchte in den vergangenen einhundert Jahren immer wieder neuen Prinzipien: Hermeneutik, Formalismus und Strukturalismus, Literaturpsychologie und -soziologie, schließlich Kulturwissenschaften und Diskurstheorie – all diese Modelle haben unterschiedliche Auffassungen geprägt, wie sich der Sinn eines lyrischen Textes erschließen lasse. Der schnelle Paradigmenwechsel bewirkt, dass die Begriffe der Gedichtinterpretation ihre Gültigkeit meist bald wieder verlieren und durch neue ersetzt werden. Die große Ausnahme dieser Regel bildet das „lyrische Ich“. Seitdem Margarete Susman diesen Begriff vor gut einhundert Jahren eingeführt hat – wie man weiß, in der Studie Das Wesen der modernen deutschen Lyrik (1910) –, ist er eine feste Größe in lyriktheoretischen Studien und Gedichtinterpretationen geworden. Sofern nicht anders definiert, dient es zur Unterscheidung des textinternen vom textexternen Sprechersubjekt. Obwohl das lyrische Ich nicht selten kritisiert und in Frage gestellt worden ist, hat es bislang allen Angriffen widerstanden.
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